Wie ich zum Welli kam - Wellensittich Info Portal

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Wie ich zum Welli kam

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Es war im Dezember an einem kalten Sonntagmorgen, als ich von meiner Frau mit den Worten "wir haben einen Tiernotfall" ziemlich unsanft aus dem Bett geschmissen wurde. Was war passiert ? Unsere Nachbarin hatte direkt an der Haupstrasse auf einer Bank eine Pappschachtel entdeckt und festgestellt, das sich darin ein Wellensittich befand. Da unsere Nachbarin zu dem Zeitpunkt eine Katze hatte und meine Frau zufällig davon Wind bekam, nahm sie sich der armen Seele an. So landete die Pappschachtel samt Inhalt auf unserem Küchentisch. Als ich hörte was passiert war, überkam mich zuerst einmal eine Wut auf denjenigen, der es fertig gebracht hatte, dass arme Wesen auf dieses Weise sich selbst zu überlassen. Gleichzeitig fiel mir ein, das meine Mutter ja zwei Wellensittiche hatte und ich griff zum Telefon um irgendwie am Sonntagmorgen eine Grundversorgung zu organisieren.

Also machte ich mich auf den Weg und holte von meiner Mutter einen alten Käfig und obwohl ich heutzutage das Wort Käfig ungerne in den Mund nehme, fällt mir dafür keine anderes ein. Ausserdem gab es etwas Futter und ein paar passende, gedrechselte Sitzstangen. Zuhause angekommen suchte ich einen, nach meinem Dafürhalten, geigneten Platz für den Käfig und richtete ihn mit dem vorhandenen Zubehör ein. Pappschachtel auf, Welli rein und so begann mein Leben als Wellensittich - Halter und ein, auf Fehlern basierter Lernprozess der, unter anderem, diese Webseite als Konsequenz hervorgebracht hat.

Auf diese Fehler möchte ich in diesem Beitrag natürlich auch eingehen, damit es andere besser machen können....... Nun Ja, Vogel rein und erstmal schön zu zweit davor sitzen und gucken was er denn so macht. Nicht vergessen, immer schön irgendwelche beruhigenden Floskeln loszulassen wie bei einem Kleinkind. Was uns nicht bewusst war ist folgendes. Wellensittiche sind sogenannte "Fluchttiere" . Diesbezüglich wird ziwschen Jagd und Fluchttieren unterschieden. Während die Augen der Fluchttiere zumeißt seitlich angeordnet sind, befinden sich die Augen von Jägern, nebeneinander und nach vorn gerichtet. Wie zum Beispiel bei uns Menschen. Der Jäger fixiert seine Beute, um in einen günstigen Augenblick zuzuschlagen. In den Augen von Chilli, so haben wir das arme Ding getauft, waren wir dementsprechend nicht die Wohltäter sondern die Jäger. Vor allem wenn man bedenkt, dass Chilli zuvor vermutlich zwei mal gewaltsam eingefangen wurde und in einem kleinen Pappkarton, in der Kälte und im Dunkeln, sich selbst überlassen wurde. Wir hätten Chilli nicht aus der Nähe beobachten sollen, sondern die Zeit zur Eingewöhnung geben müssen. Je nach dem einige Tage bis zu zwei Wochen. Auf zum nächsten Fehler.............

Es vergingen einige Stunden und ich dachte, irgendwie is das ne Sauerei. Sonen Vogel in sonem kleinen Käfig, der will doch fliegen. Seltsamer weise war mir der Gedanke bei den Wellis meiner Mutter überhaupt nicht gekommen, ich dachte immer den gehts doch super. Dazu später mehr. Also Käfigtür auf und Chilli go..... good luck and have fun. Keine Anflugstationen, giftige Planzen in der Bude, Ritzen, Fenster, Balkontür, Gefahrenquellen ohne Ende. Keine Sekunde drüber nachgedacht. Deswegen möchte ich an dieser Stelle nochmal dringend auf die, wohl wichtigste Kategorie dieser Seite verweisen, nämlich alles zum Thema "Vor dem Kauf". Chilli jedenfalls ließ sich nicht lange bitten und begab sich unverhohlen auf Erkundungstour. Glücklicherweise war Chilli ein echter Flugkünstler und fand sich prima zurecht. Chilli war wirklich schlau und erkannte das Futterglas, welches sich abseits auf dem Sideboard befand. Dort flog er/sie hin und machte sich am Glas zu schaffen. Als ich das Glas dann unter die Käfigtür stellte, flog Chilli dorthin, kletterte in den Käfig und machte sich über die Körnchen her. Der erste Ausflug war also prima gelaufen und das war nicht unser Verdienst, sondern reines Glück. Womit wir zum nächsten Fehler kommen.......

Der alte Käfig meiner Mutter gefiel mir so gar nicht und wir hatten uns längst entschlossen, Chilli bei uns zu behalten. Das arme Tier war mehr als genug rumgeschupst worden und so ging ich an meinen Rechner......... Amazon.de...........Suchbergriff - Vogelkäfig. Ich suchte das größte Teil aus was da war und ließ mich auch nicht lumpen. 80 x 40 x 60 Riesenteil, Zubehör, Morning Express, 150 € , Abfahrt. Am nächsten Tag kam die Lieferung und ich war von der Größe fasziniert. Wahrlich ein Palast und all das tolle Zubehör aus pflegeleichtem Kunststoff. Während Chilli in der, immernoch nicht gesicherten Bude, seine Kreise zog, tauschte ich mal eben den Käfig gegen ein "Vogelheim" aus. Das war insofern kein Problem, da Chilli an den alten Käfig noch gar nicht gewohnt war. Nach anfänglicher skepsis eroberte Chilli sein neues Reich und fühlte sich auch sichtlich wohl. Warum spreche ich nun vom Fehler ? Ganz einfach, dass "Vogelheim" dient mittlerweile bestenfalls als Quarantänestation und wie ich erst später, nachdem ich mich endlich mal zum Thema informiert hatte, feststellen musste, ist es selbst für Zwei bis Vier Wellensittiche, bei ganztägigen Freiflug nicht geeignet. Ganz zu schweigen von dem ganzen Zubehör. Fazit......informieren Sie sich vorher und Sie werden eine ganze Menge Geld sparen. Gerne dürfen Sie auf dieser Seite damit anfangen.

Chilli war ja nun mein allererster Wellensittich und bevor ich mich informiert hatte und letztlich zu dem Entschluss kam das Chilli Artgenossen an seiner Seite braucht, gingen beinahe drei Monate ins Land. In dieser Zeit habe ich versucht, Chilli davon zu überzeugen, dass es doch eine Superidee ist, wenn er auf meinen Finger kommt und sich von mir durch die Gegend tragen lässt. Ich habe also immer wieder meinen Finger angeboten, bin teilweise hinterher gerannt und auch vor Bestechungsversuchen habe ich nicht zurück geschreckt. In den ersten Wochen allerdings komplett Ergebnislos. Chilli flog immer so ein bisschen durch die Weltgeschichte und beobachtete, streckenweise recht teilnahmslos, das Geschehen rund um sich herum.

Damals hatte ich meinen Computer noch im Esszimmer. Wohn und Esszimmer sind nur sporadisch durch eine halbe, halbhohe Mauer getrennt, an der sich die Heizkörper befinden. Meine Vögel haben diese Bereiche mittlerweile übernommen und ich hab meinen PC ausgelagert. Jedenfalls war das seinerzeit auch das Domizil von Chilli und ich hatte es aufgegeben, mit ausgestreckten Finger hinter einem Vogel herzurennen. Umso verwunderte war ich, als Chilli eines Tages direkt auf meinem Monitor landete und mich beobachtete. Den Finger hat sie zwar immernoch ignoriert, aber ich stellte fest das sie zunehmend meine Nähe suchte. Einige Zeit später krabbelte sie auf meinem Headset rum und wühlte in meinen Haaren. So entwickelt sich das stetig weiter, sie knabberte an meinen Ohren, im Gesicht, setzte sich auf meine Schultern und kam schlussendlich auch irgendwann auf den Finger. Ich freute mich, einen total zahmen Welli zu haben und trotzdem wollte ich Chilli, die ich damals noch für einen Hahn hielt, eine Henne besorgen. Einzelhaltung gleich Tierquälerei hatte ich mittlerweile häufiger gelesen und so machte ich mich auf den Weg, für Chilli eine geeignete Partnerin zu finden. Auf diese Weise trat Tweety in unser Leben. Chilli hat von diesem Tage an nicht eine einzige Kralle mehr auf meinen Finger, Headset oder Schulter gesetzt. Heute weiss ich, dass sie aus reiner Verzweiflung und Einsamkeit die Nähe zu mir gesucht hat. Das kann nicht in unserem Sinne sein und in meinem war es das auch nicht. Am Ende war ich froh, mal wieder ohne einem Welliarsch im Gesicht, am Computer sitzen zu können. Chilli und Tweety machten fortan ihr Ding und gingen gemeinsam auf Safari. Es war deutlich spürbar, wie glücklich Chilli darüber war, endlich wieder einen Artgenossen um sich herum zu haben. Gegenseitige Körperpflege, miteinander kommunizieren und fliegen. All diese Dinge die wir als Menschen nunmal nicht tun können.
Irgendwann dann stellte ich fest, dass Chilli eine Henne war und ich somit zwei Hennen hatte. Zwar haben die beiden sich super vertragen, aber zwei Hähne würden die Sache doch richtig abrunden. Inzwischen hatte ich das neu erworbene "Vogelheim" von dem ich dachte es sei ein Palast, durch ein echtes Vogelheim ersetzt. Ebenso habe ich für Natursitzstangen und Anflugstationen gesorgt und die Ungebung für Wellensittiche sicher gestaltet. Ein paar Bilder finden sich unter "Start/Familie Krawelli". Einer Vergrösserung des Schwarms stand also nichts mehr im Weg. Nur soviel, der erste Züchter verkaufte mir zwei Junge, zu 90% sichere Hähne mit dem Resultat, dass ich plötzlich fünf  Hennen und einen Hahn hatte. Zum Thema Geschlechtsbestimmung möchte ich auf die Kategorie "Vor dem Kauf/Der Wellikauf" verweisen.
Bevor die beiden angeblichen Hähne den Weg zu uns fanden, holte ich nämlich das Wellipärchen meiner Mutter zu uns. Bei meiner Mutter hatten sie drei Jahre in einem kleinen, wie ich heute weiss, völlig ungeeignetem Käfig gelebt. Kein Freiflug, "das gute Supermarktfutter",  ab und zu ne Hirse und ne Gurke, gedrechselte Sitzstangen und eine Zwangsbeziehung auf Lebenszeit. Max und Mausi machten auf mich immer einen total zufriedenen Eindruck. Aber nur aus einem Grund. Ich wusste nämlich nicht, wie sich wirklich zufriedene Wellensittiche verhalten. Nachdem Tweety und Chilli die Wohnung erobert hatten, kam ich also nun mit Max und Mausi um die Ecke.

Hier zum Thema Vergesellschaftung nur so viel. Es wird immer angeraten, neue Vögel zum Schutz der anderen, erstmal zwei Wochen lang unter Quarantäne zu beobachten. Möglichst auch räumlich getrennt. Ferner wird eine vorsorgliche Untersuchung bei einem Vogelkundigen Tierarzt (VkTa) empfohlen. Ich habe in dem Fall darauf verzichtet, weil ich die Vögel meiner Mutter ja kannte und sie auf mich einen gesunden Eindruck machten. Ich bin ohnehin der Ansicht, dass erfahrene Wellensittichhalter durchaus erkennen können, ob ein Vogel fit und gesund ist oder nicht. Nicht offensichtliche Probleme wie beispielsweise Parasitenbefall, Grab bzw. Räudemilben oder Megabakterien kann man auch nach einer 14 tägigen Quarantäne kaum ausschließen.

Zurück zu Max und Mausi. Beide hatten drei Jahre nur in ihrem Käfig zugebracht und sind nie geflogen. Mausi war darüber hinaus stark übergewichtig und faul. Ich nahm seinerzeit den kompletten Käfig mit, um den beiden den Stress des Einfangens zu ersparen. Zuhause angekommen, Chilli und Tweety waren bereits unterwegs, öffnete ich die Käfigtür, hielt sie mitsamt des Käfigs vor den geöffneten Eingang des Vogelheims und schwuppdiewupp, mit etwas Nachhilfe, begaben sich Max und Mausi in ihr neues Schlafzimmer. Denn abgesehen von der Nahrungsaufnahme und gelegentlichen Chillen, spielt sich dort tagsüber nichts ab. Chilli und Tweety beobachteten indes argwöhnisch die Eindringlinge. Es dauerte aber gar nicht lang, bis die ersten zaghaften Annhäherungsversuche begannen. Es ist tatsächlich so, dass die alt eingesessenen den Neuankömmlingen zeigen wo es lang geht. Bei uns hat es sich, dank Chilli so eingebürgert, dass sich die Herrschaften des Abends in ihr Vogelheim begeben, Abendkörnchen essen und dann bis zum Morgengrauen auch dort drin bleiben. Ich habe mehrfach beobachtet, wie Chill und später auch die anderen, den Neuzugängen, welche versucht haben außerhalb der Voilere zu campen, den Weg gewiesen haben. Das ist vermutlich auch dem Umstand zu verdanken, dass ich einen Fehler nie begangen habe, nämlich das Vogelheim nicht als sicheren Rückzugsort der Wellis zu respektieren. Innerhalb der Vogelheims sollte man immer sehr langsam und behutsam handeln und nach Möglichkeit auch keinen Vogel herausfangen. Wenn man mal einen Vogel einfangen muss, sollte man es Außerhalb der Vogelheims machen oder im Notfall dafür sorgen, dass zumindest die anderen das Häuschen bereits verlassen haben. Einzelheiten zu diesen Themen, werden sich unter der Kategorie "Haltung" und "Gesundheit" finden.

Noch ein Wort zu Max und Mausi, beide sind inzwischen Neu verpaart und auch Mausi, die Anfangs keine drei Meter weit fliegen konnte, zieht jetzt ihre Kreise und macht die Gegend unsicher. Zwischenzeitlich hatte ich 10 Wellensittiche, denn zu meinen 5 Hennen brauchte ich ja noch Hähne. Ich entschied mich nochmals für zwei Jungtiere und zwei Abgabetiere, so dass ich ein ausgeglichenes und harmonisches Schwarmverhältnis hatte.

Der Grund für meinen Schwarm und letztlich auch dieser Webseite, nämlich Schwarmgründerin Chilli, verstarb leider nach nur anderthalb Jahren. Wahrscheinlich an den Folgen des Aussetzens in eisiger Kälte. Die Nieren und wohl auch das Herz waren so stark geschädigt, dass sie letztlich einem Nieren oder Herzversagen erlag. ......einfach nur traurig zu was Menschen fähig sind.
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